Interview mit Jos Luhukay

08.11.08: "Der Pokal hat Priorität"

Pokalschreck Jos Luhukay im Exklusiv-Interview über seinen Superstar Luca Toni, den enttäuschenden Mario Eggimann und Fußballspieler aus Pakistan. 


Nachgetreten: Guten Tag, Jos. Wir freuen uns, Sie hiermit beim Interview des Monats begrüßen zu dürfen. Es gibt viele offene Fragen und unsere zahlreichen Leser sind auf Ihre Antworten schon sehr gespannt.

Jos Luhukay: Dann hoffe ich mal, alle beantworten zu können. Auch schönen guten Tag von mir.

NG: Zunächst würde ich Sie gerne zu ein paar Einzelheiten über ihre Mannschaft befragen:
Ihre Situation ist derzeit nicht gerade rosig, Sie stehen auf dem letzten Platz der Ligatabelle.
Wie schätzen Sie den Verlauf vom Rest der Saison ein? Denken Sie, dass Sie den Abstiegkampf noch verlassen können und den Anschluss ans Mittelfeld schaffen?

Jos Luhukay: Es wird schwer werden, aber die Chance ist auf jeden Fall da. Luca ist jetzt wieder fit und wird hoffentlich einige Tore schießen, denn von ihm hängt unsere Platzierung enorm ab. Als er zu Beginn getroffen hat, waren wir ein paar Plätze weiter oben, jetzt war er verletzt und wir sind abgerutscht. Aber die Hoffnung ist da.

NG: Was für Perspektiven sehen Sie für sich und Ihr Team auch in Bezug auf die nächste Saison?

Jos Luhukay: Wir haben ein paar junge talentierte Spieler, wie Luiz Gustavo und Aaron Hunt. Desweiteren muss ich mir natürlich bei Zeiten überlegen, ob ich an Luca festhalte.

NG: Weil wir gerade bei diesem zugegeben sehr pikanten Thema sind, was würden Sie sich für einen Saisonübergang von der DFL wünschen, da Sie ja auch nicht so gut positioniert sind?

Jos Luhukay: Also ich halte nicht so viel von diesem Saisonübergang. Man kann zwar ein Team aufbauen, aber als neuer Manager hat man immer einen Nachteil. Ich persönlich würde den "5-behalten"-Saisonübergang bevorzugen. Dadurch haben die großen Teams immer noch einen berechtigten Vorteil, aber die kleinen kommen näher ran. Die Folge ist mehr Spannung in der Liga, und das sollte das Ziel der DFL sein! Es wäre schön, wenn nochmal über die Entscheidung nachgedacht würde.

NG: Welche Spieler aus ihrer Mannschaft könnten zur großen Überraschung der Saison werden, positiv oder negativ?

Jos Luhukay: Also Luiz ist schon die große Überraschung der Saison. Er organisiert die Verteidigung und räumt echt alles vor der Abwehr ab. Klasse Leistung! Desweiteren würde ich Azaouagh den nächsten Schritt zutrauen. Die Enttäuschung ist Mario (Eggimann, die Red.). Er kann leider bei weitem nicht an seine Leistungen der letzten Saison anknüpfen.

NG: Ihr Mannschaftskader umfasst derzeit "nur" 12 Spieler! Kritiker bezweifeln, dass man so durch eine komplette Saison kommt. Mangelt es Ihnen an Alternativen oder sind Sie mit Ihrer Kaderstärke zufrieden ?

Jos Luhukay: Da sehe ich jetzt nicht so ein großes Problem drin. Klar wäre es schön, noch ein paar Ersatzleute zu haben, aber als kleiner Verein hat man nicht die Möglichkeiten. Von daher bin ich mit meinem Kader zufrieden.

NG: Sie haben nur sehr wenig deutsche Spieler im Kader, gibts dafür Gründe? Und sollte man nicht mehr auf deutsche Nachwuchsleute setzen oder ist das ein überbewertetes Klischee?

Jos Luhukay: Ich setze auf die Spieler, die meiner Meinung nach das Team am besten weiterbringen, und da ist es mir egal, ob sie aus Deutschland oder Pakistan kommen!

NG: Gibt es Gründe, warum Sie keinen Ersatztorwart haben? Gehen Sie davon aus, dass Fernandes verletzungsfrei bleibt?

Jos Luhukay: Das ist ein gewisses Risiko, aber ich hab, wie schon gesagt, nur ein begrenztes Budget zur Verfügung, und deswegen investiere ich lieber in die erste Elf. Und noch hat er sich ja nicht verletzt.

NG: Wo sehen Sie in Ihrem Kader noch Verbesserungsbedarf? Wie sieht Ihr aktueller Einkaufszettel aus?

Jos Luhukay: Also ich könnte in allen Teilen, außer im Tor, Verbesserungen gebrauchen. Ich hab 7 Feldspieler, mit denen ich zufrieden bin. Auf den restlichen 3 Startelfplätzen wäre Verstärkung nötig, die aber zur Zeit nicht finanzierbar ist. Deswegen halte ich Ausschau nach billigen, guten Spielern, wie z.B. unser letzter Neuzugang Vucicevic, der uns bestimmt weiterbringen wird.

NG: In Ordnung, nun einige spielerbezogene Fragen:
Sie haben den gerade genannten Vucicevic verpflichtet. Er gilt als sehr schnell, wendig und schwer auszurechnen. Jedoch wird ihm auch oftmals Eigensinn vorgeworfen, weil er sich mit seinen Dribblings oft verheddert. Wird er bei Ihnen Stammspieler sein? Wollen Sie ihm seinen Egoismus austreiben oder wird er alle Freiheiten haben?

Jos Luhukay: Solche Spieler braucht ein Verein auch. Er kann auch mal mit einer Soloaktion für die Entscheidung sorgen, und deshalb bin ich froh, ihn in unseren Reihen zu haben. Er kann ruhig seine Dribblings starten. Mein Vertrauen hat er, sonst hätte ich ihn nicht verpflichtet.

NG: Ihr Superstar Toni spielt eine bis jetzt für seine Verhältnisse bescheidene Saison. Wird er verkauft und dann mehr in die Breite investiert?

Jos Luhukay: Er war ja jetzt auch einige Spiele verletzt. Klar spielt er nicht so gut wie in der letzten Saison, aber noch hat er mein vollstes Vertrauen, denn einen Spieler wie ihn darf man nie abschreiben. Er wird jetzt wieder seine Tore schießen und uns auf höhere Plätze hieven.

NG: Noch einmal zu Toni, Sie wurden von John Gates wegen Ihres Toni-Transfers für 18 Mio. € hart kritisiert. Er sagte, dies sei eine viel zu hohe Summe für einen Spieler bei einem begrenzten Budget. Was entgegnen Sie ihm? Hat er vielleicht sogar Recht?

Jos Luhukay: Wenn man die ersten Spiele betrachtet, hat er Recht. Luca hat nicht viel gespielt, und wenn, dann nicht so gut. Aber das war keine Investition für die ersten Spiele, sondern für die gesamte Saison. Von daher werde ich mich zu diesem Thema erst nach dem 34. Spieltag äußern, denn erst dann weiß man, ob sich die Summe gelohnt hat.

NG: Die Leistung ihrer Abwehr wirft bisher eine Frage auf: Meinen Sie, Eggimann ist wirklich der geeignete Abwehrchef?

Jos Luhukay: Nein, ist er nicht, und er ist mittlerweile auch nicht mehr der Chef. Da haben Sie schlecht recherchiert! Marcel (Maltritz, die Red.) ist der Chef, da er einfach die besseren Leistungen bringt.

NG:
Als Chef war auch gemeint, dass er eigentlich für diesen Posten eingekauft wurde, nun die hohen Erwartungen jedoch nicht erfüllen konnte. Liege ich da richtig?

Jos Luhukay: Da liegen Sie richtig. Er ist deswegen, ich wiederhole es nochmal, die größte Enttäuschung der bisherigen Spiele. Ich werde mir überlegen, wie es mit ihm weitergeht.

NG: Alles klar. Aaron Hunt haben viele vor der Saison den Durchbruch zugetraut, bis jetzt sind seine Leistungen mäßig. Wie lange haben Sie noch Geduld?

Jos Luhukay: Aaron ist ein talentierter Junge und auch in dieser Saison hat man schon sein Potential gesehen. Ich werde ihn weiter aufstellen, und wenn er in dieser Spielzeit nicht den Durchbruch schafft, dann vielleicht in der nächsten.

NG: Auch Chris Katongo ist mit vielen Vorschusslorbeeren zu Ihrem Team gestoßen, bisher konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. Glauben Sie, er bekommt noch mal die Kurve und straft seine Kritiker Lügen?

Jos Luhukay: Chris hat noch Probleme mit der Spielweise in der Bundesliga. Ich habe leider zur Zeit keine Alternativen und muss ihn deshalb ins kalte Wasser werfen, aber er wird sich durchbeißen. Ich würde es ihm wünschen, wenn er es in den nächsten Spielen schafft, denn er ist ein verdammt schneller Spieler, der alles in Grund und Boden rennt.

NG: Sie haben Mesut Özil vor der Saison verkauft. Heute ist er Stammspieler beim Tabellenführer. Bereuen Sie diesen Transfer mittlerweile?

Jos Luhukay: Das konnte man vorher nicht erahnen. Aaron hätte genauso gut den Durchbruch schaffen können, aber so etwas ist vorher immer reine Spekulation. Natürlich hätte ich Mesut jetzt gerne im Team, aber da hab ich halt Pech gehabt.

NG: Das stimmt, sowas ist oft vorher nicht zu erahnen. Jetzt noch ein paar Fragen zum ligainternen Pokal, wo Sie ja gerade sehr erfolgreich sind:
In diesem Pokalwettbewerb läuft es bis jetzt sehr gut, bisher 3 Siege in 4 Spielen, rechnen Sie mittlerweile fest mit einem Weiterkommen?

Jos Luhukay: Es sieht gut aus, das stimmt, und es freut mich auch ungemein für die Mannschaft, aber entschieden ist noch nichts. Stefan Mourinho wird wahrscheinlich noch an uns vorbeiziehen und auch die anderen haben gute Teams, aber wie man so schön sagt: "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze!"

NG: Das Pokalspiel gegen Patrick ist das Spitzenspiel Ihrer Gruppe. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein? Wo sehen Sie bei ihm Schwächen, die sie ausnutzen könnten?

Jos Luhukay: Wir können nur gewinnen, wenn Luca eine Topleistung abruft, denn Patrick hat ein starkes Team. Er hat vielleicht leichte Schwächen in Abwehr und Mittelfeld, aber da sind wir bei weitem nicht besser dran. Wenn wir aber gewinnen sollten, machen wir einen großen Schritt in Richtung Qualifikation.

NG: Welchen Stellenwert hat der Pokal für Sie überhaupt? Hoffen Sie vielleicht, sich über diesen Wettbewerb fürs internationale Geschäft zu qualifizieren? Wie motivieren Sie Ihre Mannschaft, hier gute Ergebnisse zu liefern, welche Sie in der Meisterschaft oft schuldig bleiben?

Jos Luhukay: Es ist wahrscheinlich das Pokalfeeling, das die Spieler nochmal extra motiviert. Ich kanns mir auch nicht erklären, aber da wir im Pokal besser dastehen, hat der natürlich Priorität!

NG: Kommen wir nun noch zu Ihren Zielen. Sie haben als Saisonziel National Platz 8 ausgegeben und Sie wollen mindestens das Viertelfinale im B.O.C.-League-Pokal erreichen. Derzeit stehen Sie auf dem 12., also dem letzten Tabellenplatz. Denken Sie, dass Sie Ihre Ziele noch einhalten können, oder muss doch bald ein neues Saisonziel ausgegeben werden?

Jos Luhukay: Zu dieser Frage werde ich mich frühestens in der Winterpause äußern und eine erste Bilanz ziehen!

NG: In Ordnung, dann komme ich da nochmal drauf zurück.

Jos Luhukay: OK, können Sie gerne machen.

NG: So, nun noch eine abschließende Frage, bevor wir zum Ende kommen:
Wer wird ihrer Meinung nach Herbstmeister? Ist der Tabellenführer John Gates überhaupt noch einzuholen? 

Jos Luhukay: Nein, ich denke John wird sich auch am Ende der Saison souverän den Titel holen. Stefan hat zwar auch ein starkes Team, aber John wird sich nicht einholen lassen!

NG: Gut, damit wären wir am Ende des Interviews angelangt.
Vielen Dank, Jos, für das nette Interview, und wir wünschen Ihnen hiermit noch viel Glück und Erfolg, auf dass Ihr Weg zu Ihren Zielen in Zukunft weniger steinig und beschwerlich verlaufen wird.

Jos Luhukay: Das hoff ich auch, danke. 

NG: Danke auch. 

Das Interview führte Patrick.

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