Interview mit John Gates

04.10.08: "Hauptsache offensiv"

Der aktuelle Tabellenführer John Gates über seinen neuen Abwehrstar Neven Subotic, sein Verhältnis zum Dauerrivalen Stefan Mourinho und was er den Teams im Tabellenkeller rät.


Nachgetreten: Guten Tag, John Gates. Wir freuen uns, hiermit den aktuellen Tabellenführer beim Interview des Monats begrüßen zu dürfen.

John Gates:
Ja, hallo. Die Freude ist ganz meinerseits. 

NG: John, Ihre derzeitige Situation könnte nicht besser aussehen als jetzt. Über 200 Punkte nach 6 Spieltagen, meinen Sie, das geht so weiter? Was ist Ihr Geheimnis für diesen Erfolg?

John Gates: Ob es so weitergeht? Um ehrlich zu sein: Vielleicht. Wir sind natürlich sehr gut in die Saison gestartet und haben viele sehr gute Spieler geholt. Viele von ihnen sind Langzeitobjekte, das heisst, wir haben bewusst in Kauf genommen, dass es in der ersten Saison bei ihnen noch nicht so gut läuft. Ob es so weitergeht, kann ich nicht sagen. Viele Spieler spielen nach unserer Meinung derzeit zu gut, das heisst, sie werden wohl noch den ein oder anderen Leistungseinbruch erleben. Andere wiederum rufen noch lange nicht ihr volles Potential ab, wie z.b. Mario Gomez. Das muss man abwarten, die Saison ist lang. 
Zum Geheimnis meines Erfolges, wie Sie es so schön nennen: Natürlich haben wir eine gewisse Fachkenntnis. Mit dieser haben wir tolle Transfers getätigt und fast alle unserer Wunschspieler bekommen. Ein Erfolgsgeheimnis gibt es da gar nicht. Manche Spieler schlagen ein, andere nicht. Beispielsweise spielt Sejad Salihovic bisher sehr gut, Stefan Mourinhos Farfan trifft bisher aus 3 Metern keinen Möbelwagen. Es ist letzten Endes alles ein wenig Glückssache. Ob das, was wir in der Sommerpause gemacht haben, wirklich erfolgreich ist, müssen wir am Ende der Saison bilanzieren. Bisher sieht es aber tatsächlich ganz gut aus.

NG: Im Augenblick ist der Abstand der beiden Führenden schon sehr groß. Glauben Sie, dass sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Liga entwickelt?

John Gates: Das ist schwer zu sagen. Das müssen wir abwarten. Ich denke, auf den hinteren Rängen werden sich die Teams langsam einspielen, hier und da werden Korrekturen vorgenommen. Die Spitzenteams werden auch hin und wieder mal schlechte Ergebnisse bringen, allein schon wegen der vielen Wettbewerbe. 
Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft sehe ich da nicht. Dass es immer eine große Punktdifferenz zwischen der Spitze und dem Keller gibt, ist in jeder Liga zu sehen. 

NG: Das ist wohl so, dies lässt sich nicht vermeiden. Ok, nun einige Fragen zu Ihrer Mannschaft.
Mit ihrem Team sind sie wahrscheinlich sehr zufrieden. Planen sie trotzdem noch Veränderungen?

John Gates: Wir haben diese Woche Mesut Özil verpflichtet, eines der größten Talente der Liga. Dazu Albert Streit, bei dessen Flanken auch Ihnen noch das Wasser im Munde zusammenlaufen wird. Ich denke, Veränderungen sind derzeit nicht notwendig. Ich sehe unseren Kader zur Zeit als besten der Liga an. Falls jedoch gute Spieler für einen akzeptablen Preis zu haben sind, sind wir immer gesprächsbereit. Wir halten unsere Augen immer offen und beobachten den Markt. 

NG: Im Sturm haben sie zwar Top-Leute, aber insgesamt nur 3 Spieler. Sollten Sie sich da nicht vielleicht noch einen Spieler angeln?

John Gates:
Im Sturm? Bei aller Liebe, da nun wirklich nicht. Mit mehr als 3 Stürmern kann man nicht spielen. Sebastian Freis spielt bisher eine hervorragende Saison und hat sich vom Billig-Joker zur Stammkraft hochgearbeitet. Mario Gomez und Marko Pantelic gehören zur Ligaspitze. Nein, im Sturm würden wir zum jetzigen Zeitpunkt als letztes investieren. Vorrausgesetzt natürlich, es verletzt sich niemand. Dann wären wir natürlich zum Handeln gezwungen.

NG: Sie haben durchaus viele Nationalspieler. Kann diese zusätzliche Belastung, die diese Spieler haben, vielleicht irgendwann zu viel werden?

John Gates: Sie sprechen da einen ganz wichtigen Punkt an, weshalb wir auch im Moment nicht in allzu große Euphorie verfallen, sondern die Situation konzentriert meistern wollen. Tatsächlich denke ich, dass dies Mitte bis Ende der Saison ein Problem werden könnte. Die anderen Teams, die nicht international vertreten sind, werden aufholen und im Pokal für Überraschungen sorgen. Deshalb arbeiten wir intensiv daran, unsere Ersatzspieler Stück für Stück an das Leistungsniveau der Stammelf ranzuführen. Beispielsweise haben wir an diesem Spieltag Womé verliehen, um ihm Spielpraxis zu geben. Ich denke, gegen Ende der Saison werden wir die Früchte für solche Aktionen ernten. 

NG: Gleich noch eine Anschlussfrage im Bezug auf die jetzt genannten Nationalspieler, die hohe Belastungen haben. Sind Sie ein Freund der Rotation oder setzen Sie lieber auf eine eingespielte Truppe?

John Gates: Grundsätzlich bin ich kein Freund der Rotation. Bei den vielen Wettbewerben haben wir keine Zeit, vernünftig rotieren zu lassen. Dann stimmt die Abstimmung nicht mehr, die Laufwege sind anders. Bei uns kommt noch ein Problem hinzu: Der 2. Anzug sitzt im Moment mehr als schlecht. Roda Antar zum Beispiel. Mit ihm haben wir einen torgefährlichen Top-Mann geholt, der nicht ansatzweise das spielt, was er kann. Das weiss er auch. Schauen sie sich Per Nilsson an: Zeigte im Training gute Ansätze, aber im Spiel versagten ihm die Nerven, sodaß wir ihn verkauft haben. Das sind nur 2 Beispiele, warum Rotation bei uns derzeit kaum möglich ist. Einen Kader aus 17-18 Spielern hinzubekommen, bei dem einer den anderen 1:1 ersetzen kann, ist ein Traum, der nie in Erfüllung gehen wird. Das sehen Sie auch bei anderen Teams in der Liga.

NG: Das stimmt, kann ich gut nachvollziehen. Sie haben eine hohe Qualität im Kader und sind deshalb auch sehr variabel, was die Taktik angeht. Welche ist die von Ihnen bevorzugte taktische Variante?

John Gates: Am liebsten spielen wir im System 3-4-3 oder 3-5-2. Eine Dreierkette kann aber auch in die Hose gehen, wie ja jeder bei den Bayern mitverfolgen konnte. Unsere Spielphilosophie ist: Hauptsache offensiv. Den Gegner einschnüren, quasi ab der Mittellinie mit Vollgas auf Sieg spielen. Unsere gute Abwehr und einige Verletzungssorgen haben in den ersten Spielen aber verhindert, eins der beiden Spielsysteme zu spielen. Am 7. Spieltag machen wir das das erste mal in dieser Saison. Natürlich üben wir aber auch die anderen Systeme für den Fall der Fälle ein. Unsere Mannschaft kann alle Systeme spielen. 

NG: Hat Ihre Mannschaft das Zeug für das Double? Vielleicht sogar für das Triple?

John Gates: Schauen wir uns die einzelnen Wettbewerbe an. Natürlich haben wir die Chance, Meister zu werden. Ob wir sie nutzen können, steht auf einem anderen Blatt. Die Saison ist noch sehr lang, da kann viel passieren. Ich bin auch sicher, dass wir im Pokal eine gewichtigere Rolle spielen können als vergangene Saison. Das Aus in der Vorrunde hat uns da schon sehr gewurmt. Meinen Sie mit drittem Wettbewerb die Torschützenwertung?

NG: Ja, mit Triple ist gemeint: Die Meisterschaft, der Pokal und die Torjägerkanone. Der Ligapokal, den Sie ja bereits geholt haben, gilt ja im Vergleich zum Torjögerwettbewerb nicht als so prestigeträchtig und wird oft als unwichtig gesehen.

John Gates: Na, ich glaub, ich hör nicht recht. Unwichtig? Im Ligapokal spielen die Top-Teams der vergangenen Saison. Da kann man mit Fug und Recht behaupten, sich gegen die créme de la créme durchgesetzt zu haben. Wir lassen uns diesen Titel nicht kleinreden. Der Ligapokal ist ein wichtiger Fingerzeig für die folgende Saison und für uns persönlich genauso wichtig, wie es der normale Pokal wäre. 
Aber zu ihrer Frage: Natürlich schielen wir auf die Torjägerkanone. Stefan Mourinho hat diese letzte Saison eindrucksvoll und hochverdient gewonnen. Jetzt ist mal jemand anderes dran. Dazu haben wir versucht, ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und torgefährliche Leute zu verpflichten. Ob es gelingt, bleibt abzuwarten. Alles in allem kann ich sagen: Wir haben das Potential, alle Wettbewerbe zu gewinnen. Gerade aber auch im Pokal entscheidet die Tagesform. Dessen sind wir uns bewusst, aber wir werden alles geben, um uns diese Trophäe bei Mourinho aus seiner Vitrine in Stommeln abzuholen. 

NG: Ich wollte den Ligapokal natürlich nicht abwerten, um Gottes Willen. Aber er wird eben nicht als so aussagekräfitg angesehen wie z.B. die Schale oder der Pokal, wo man über die ganze Saison gesehen konstant gut sein muss, um da zu siegen. Im Ligapokal am Anfang der Saison entscheidet halt oft auch die jeweilige Frühform oder eben die Startschwierigkeiten der Teilnehmer über den Erfolg. Aber natürlich gibts für diesen Titel auch eine gute Prämie und deswegen liegen Sie schon richtig, dass dieser Titel auch seine gewisse Wichtigkeit hat!
Nungut, fahren wir fort. Es gibt viele Spekulationen um Ihre beiden Stürmerstars Pantelic und Gomez. Bei beiden kursieren Gerüchte, dass englische Vereine Interesse haben. Wie sieht ihr Plan B aus, wenn beide am Ende der Saison wechseln würden?

John Gates: Na also, sind wir uns doch einig. 

NG: Im Großen und Ganzen ja!

John Gates:  Schön, nun zu Ihrer Frage. 
Bei guten Leistungen ist es natürlich klar, dass auch Anfragen aus dem Ausland kommen. Ich kann ganz klar sagen: Mario und Pante haben bei uns einen Vertrag bis 2009. Was danach kommt, werden wir sehen. Natürlich werden wir bemüht sein, beide zu halten. Marko zumindest ist unser treuester Spieler. Ich denke, er weiss, was er an uns hat. Mit Mario ist es doch so: Wir haben mit ihm bereits letzte Saison unheimlich viel Kontakt gehabt, wir haben oft mit ihm telefoniert, als er noch bei Mourinho spielte. Schließlich konnten wir ihn davon überzeugen, zu uns zu kommen. Jedoch hat er aufgrund des ganzen Hick-Hacks auch keine gute EM gespielt. Wir bauen ihn langsam wieder auf und sind zuversichtlich, dass er bald seine alte Form wiederhat. Er weiss, war er an uns hat. Sollte trotzdem der Supergau eintreten und beide wechseln, müssen wir uns natürlich nach anderen Stürmern umsehen. Letzten Endes sitzen die Spieler am längeren Hebel. Einen Plan B in dem Sinne gibt es ehrlich gesagt nicht. 
Bisher haben wir aber auf jeden noch so großen Schock gut reagiert und ich bin zuversichtlich, dass wir das dann auch hinkriegen würden und neue, vielleicht bisher auch noch relativ unbekannte Spieler in unser Team holen könnten. 

NG: Ihre Mannschaft ist durch die Bank sehr torgefährlich, ihre Abwehr versprüht mehr Torgefahr als manche Sturmreihe. Trainieren Sie das besonders häufig oder wie kommt es dazu?

John Gates: Das ist eigentlich eher Zufall. Heiko haben wir bisher mehr im Mittelfeld eingetzt, da ist es natürlich klar, dass er häufiger am gegnerischen Kasten zu finden ist. Bei Neven hat uns seine Torgefährlichkeit selbst überrascht. Leider vergisst er dabei oft die Abwehrarbeit, daran muss er natürlich arbeiten. Er ist in erster Linie Abwehrspieler. Wenn er beides kann, Tore schießen und verteidigen, ist er der perfekte Spieler. Aber das braucht seine Zeit. 
Ein befreundeter Trainer hat mal gesagt: Mit einem guten Sturm gewinnt man Spiele, mit einer guten Abwehr die Meisterschaft. Deshalb bin ich natürlich froh, dass diese auch noch torgefährlich ist. 
Schauen Sie sich beispielsweise Mourinhos Abwehr an. Die Herren dort würden bei uns im Training nichtmal als Slalomstangen dienen können, da haben wir schon einen enormen Vorsprung. Dennoch dürfen wir wie gesagt die eigentliche Abwehrarbeit nicht vergessen, denn die Konkurrenz wird aufholen. 
Nebenbei gesagt bin ich auch froh, wenn der Trubel um Spieler wie Neven etwas abnehmen wird, er ist vor allem durch seine vielen Tore derzeit sehr im Fokus der Öffentlichkeit. Das sind die berühmten zwei Seiten einer Medaille.

NG: Neven Subotic wurde am Anfang der Saison nach guten Leistungen sofort mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Jetzt, nach einigen sehr schlechten und verunsicherten Auftritten, ist dieses Thema wohl erstmal vom Tisch für ihn. 
Wird er von den Medien vielleicht zu sehr hochgejubelt und auch überschätzt? Ist das der Grund für seine zuletzt unglückliche Figur in der Innenverteidigung oder ist das noch auf sein junges Alter zurückzuführen?

John Gates:  Nein, überschätzt werden kann er gar nicht, da er ein super Spieler ist. Er ist für sein Alter enorm weit. Leider schwanken seine Leistungen momentan noch zu sehr, daran muss er arbeiten. Natürlich sind wir froh, wenn es um ihn ein wenig ruhiger wird. Dass ein Spieler, der aus der 2. Liga kommt, irgendwann mit diesem Hype nicht mehr zurechtkommt, ist doch ganz natürlich. Aber Sie sprechen es an: Er ist durchaus ein Mann für die Nationalmannschaft. Über kurz oder lang wird er dort auch spielen. Wann, entscheidet Jogi. Mich würde es aber nicht wundern, ihn in Südafrika mindestens schon auf der Bank zu sehen. Dort hinzukommen, dabei wollen wir ihm helfen.

NG: Ja, gute junge Spieler für die Zukunft kann die Nationalmannschaft immer gebrauchen!

John Gates: Ihnen entgeht aber auch Nichts!

NG: Dafür ist unsere Zeitung bekannt.
Nun weiter mit einer Frage zum Internationalen Wettbewerb. Sie sind mit ihrem Team gut gestartet und landeten einen Auftakterfolg! Wie schätzen Sie ihre Chancen in der Gruppenphase ein und wie weit können oder wollen sie in der CEFA-League kommen?

John Gates: Ja, das ist richtig. 2 Spiele - 2 Siege, perfekter Start. Jetzt wollen wir natürlich auch in die nächste Runde einziehen. Der 3. Sieg gegen "die Zecke" ist Pflicht, da wollen wir nicht drumrum reden. Danach denken wir nur von Spiel zu Spiel. 
Wir sind neu in der CEFA und lassen diese tollen Eindrücke auf uns einwirken und wandeln diese in positive Energie um. Eins kann man schon sagen: Die teilnehmenden Teams in der CEFA-League kochen auch nur mit Wasser. An einem guten Tag ist dort jeder schlagbar. Unser Team ist sehr ehrgeizig, weit zu kommen. Warten wirs ab. 

NG: In Ordnung, jetzt habe ich noch einige Fragen zu einzelnen Spielern Ihres Teams.
Wie bewerten sie aktuell die Leistungen von Heiko Westermann, nach Meinung vieler Journalisten der Spieler der Stunde, der auf neuer Position ja förmlich aufzublühen scheint. Wie kommt das?

John Gates: Heiko hat eine ganz beeindruckende Entwicklung genommen. Viele Konkurrenten, mit denen wir uns vor der Saison unterhalten haben, z.B. Stefan Mourinho, haben ihm eine Saison wie die vergangene nicht noch einmal zugetraut. Er ist bei uns innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Führungsspieler geworden. Er ist, wie gesagt, sehr torgefährlich, mannschaftsdienlich und auf vielen Positionen einsetzbar. Dazu charakterlich absolut einwandfrei. Der Traumspieler für jeden Manager. 
Wir sind sehr froh, ihn verpflichtet zu haben. Er ist auch für die Nationalmannschaft aus unserer Sicht konkurrenzlos. Aber das haben wir leider nicht in der Hand. 

NG: Ihr Spieler Sejad Salihovic ist ein genialer Freisstossspezialist, aber noch sehr jung. Trauen Sie ihm so eine konstante Leistung wie im Moment auf die ganze Saison hin zu?

John Gates: Absolut. Sejad ist ein wahres Juwel. Ihn spielen zu sehen, ist eine Augenweide. An ihm werden wir noch viel Freude haben. Er hat noch eine große Karriere vor sich. 
Als sich Tranquillo Barnetta dazu entschlossen hat, den Verein Richtung Henrik zu verlassen, wollten wir sein Erbe auf mehreren Schultern verteilen. Dass Sejad dies schon alleine kann, hätten wir auch nicht gedacht. Aber das freut uns natürlich, und er wird eine Super-Saison spielen, daran habe ich nicht die geringsten Zweifel.

NG: Wird Marko Pantelic noch weiterhin bei Ihnen die Elfmeter schießen? Der Großteil der Presse bezeichnet ihn als Ego-Typ, der seine persönliche Eigendarstellung höher stellt als den Erfolg des Teams. 

John Gates: Gott bewahre. Nur über meine Leiche. Als er den Elfmeter verschossen hat, habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen. Wir haben mit ihm gesprochen, das wird erstmal nicht mehr passieren. Wir haben andere gute Elfmeterschützen - Gomez, Salihovic, auf so etwas können wir verzichten. Die Presse stellt Spieler oft im falschen Licht dar, wenn sie mal Mist bauen. Aber dieses Verhalten hat auch keine andere Reaktion der Medien verdient. 

NG: Mal Mist bauen? Von seinen letzten 5 Elfmetern in der Liga hat er ganze 4 verschossen, und er war nie als Schütze vorgesehen! Am Tag nach seinem erneut verschossenen Elfer hat er in der Presse gesagt: "Aber klar werde ich wieder schießen, warum nicht? Du bist kein Tiger, wenn du keine Eier hast."
Das ist zugegeben schon eine sehr arrogante Aussage und ist nicht grade förderlich für das Team und die Stimmung. Haben Sie mit ihm darüber auch gesprochen, dass er seinen perönlichen Eigensinn vielleicht mal abstellen soll?

John Gates: Ja, haben wir. Deshalb wird er auch erstmal keine Elfmeter mehr schießen. Den genauen Inhalt des Gesprächs werde ich hier natürlich nicht kundtun. 
Dass Marko ab und an mal übers Ziel hinausschießt, wissen wir ja. So ist er eben, und das Risiko sind wir bei seiner Verpflichtung eingegangen. Aber machen Sie sich keine Sorgen: Das Thema Marko Pantelic und Elfmeter ist erstmal vom Tisch!

NG: Ok, wir und die ganze Presse sind schon gespannt darauf, was passieren wird, wenn es für Ihr Team den nächsten Elfmeter geben wird.
Gut, ich habe noch zwei spielerbezogene Fragen offen.

John Gates: Bitte.

NG: Die Eingliederung von Renato Augusto verlief für viele überraschend gut. Am Anfang hieß es ja, er hätte Probleme mit dem kälteren Klima und der fehlenden Nähe zu seiner Familie, aber nun bringt er auf Anhieb gute Leistungen und scheint sich wohlzufühlen. Wie ist das zu erklären, dass er jetzt schon so gut spielt, wie es einige Experten erst in mehreren Wochen erwartet hätten?

John Gates: Natürlich hatte Renato am Anfang große Probleme. Wir haben es einfach aufgefangen dadurch, was er am besten kann: Fußball. 
Er hat bei uns großen Spaß am Training. Wir vermitteln jedem Spieler und auch ihm, dass wir ihn brauchen. Zusätzlich haben wir ihm ein paar Sonderurlaube gewährt, um noch ein paar Sachen zu erledigen in Brasilien, zu denen er aufgrund des schnellen Wechsels nicht mehr gekommen ist. Das alles hat dazu beigetragen, dass er sich nun bei uns zu Hause fühlt und weiss, dass er mit jedem Problem jederzeit zu uns kommen kann. Und seine gute Laune spiegelt sich derzeit auf dem Platz wieder. 

NG: Mit Özil haben Sie den aufstrebendsten Youngster der letzten Wochen verpflichtet. Allerdings haben sie mit Renato Augusto und Salihovic schon zwei Kreative in der Mannschaft. 
Wäre ein zweiter Arbeiter wie Rolfes nicht vielleicht wichtiger? Besonders, da auch Bruggink eher auf der Spielmacher-Position anzusiedeln ist.

John Gates: Ganz klar: Nein. Wir spielen am liebsten mit einer Raute im Mittelfeld, da reicht uns Simon als Abräumer absolut aus. Unsere Spielphilosophie ist, wie ich bereits gesagt habe, offensiv. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

NG: Sie haben wirklich in letzter Zeit viele Talente verpflichtet und diese scheinen sich bei Ihnen sehr wohl zu fühlen. 
Ihr Erfolg ist für viele sehr berauschend und ermutigt die Leute zu neuen Ideen und Tatendrang. Aufgrund Ihrer großen Erfahrung, was würden Sie den Kellerkindern der Tabelle raten, um ihre Situation zu verbessern?

John Gates: Ich muss leider sagen: Ich denke, die Messe ist gelesen. Zumindest bis zur Winterpause. Da sind keine großartigen Korrekturen mehr möglich. Diejenigen, die im Keller stehen, haben es bis zum Saisonstart verbockt. 
Schauen wir uns die einzelnen Herrschaften an: Björn kauft Neves und Voronin, um diese dann wieder zu verkaufen und Bastürk zu halten. 
bene hat natürlich großes Verletzungspech gehabt und wird bald wieder einen Aufschwung erleben, da bin ich mir sicher. 
Jos hat eigentlich auch ein gutes Team, jedoch ist die Frage, ob man für Toni fast die Hälfte seines Etats ausgeben muss. Dieses Geld fehlt dann an anderer Stelle. Die Gründe, warum die Vereine im Keller stehen, sind bei allen anders und daher nicht in einem Satz zu analysierenen. 
Ich kann nur sagen: Schauen Sie sich an, wer am vergangenen Spieltag für unser Team gute Leistungen gebracht hat. Freis, den haben wir günstig gekauft, für weniger als eine Million. Geromel und Subotic für jeweils ca 2,5 Mio. Zusätzlich Salihovic für 3,5 Mio. Kein Gomez, kein Pantelic, kein Demichelis hat gut gespielt. Aber sind das denn Transfersummen, die nicht für jeden aufzubringen gewesen wären? 
Es sind also nicht immer die teuren Spieler, die einen weiterbringen, ganz im Gegenteil. Deshalb muss man eisern auch mit seinen vermeintlich weniger guten Spielern weitermachen und Schritt für Schritt die Schwachstellen ausmerzen.
Ich habe noch ein Beispiel: Sascha Riether haben wir vor der Saison wie Sauerbier auf dem Markt für nen Appel un en Ei angeobten. Heute ist er locker das 8-fache wert und spielt gut. Wenn man da nicht zugreift, darf man sich nicht beschweren, wenn man irgendwann nur noch Rücklichter sieht.


NG: Ja, das ist natürlich bei Ihnen im Moment sehr geglückt. Der Neidfaktor in der Liga und unter den anderen Trainern ist schon sehr groß, natürlich stoßen solche eher abfälligen Aussagen zu einzelnen Spielern nicht auf große Symphathie, weswegen Sie auch öfters als Sprecher der Liga kritisiert werden. Oder hab ich diese Aussagen von Ihnen über andere Trainer jetzt falsch verstanden?

John Gates: Welche abfällige Aussage meinen Sie konkret?

NG: Zum Beispiel die Aussage über Björn oder Jos, die Ihrer Meinung nach ihr Team falsch aufgebaut haben sollen. Es ist doch aber auch für sie eher schwerer als für andere Trainer, die schon länger im Geschäft sind ,sich oben zu etablieren? Und deswegen werden Sie solche Kritik wohl eher nicht verstehen können?!

John Gates: Nein, das ist meine persönliche Meinung. Jos' Konzept,  um Toni ein Team aufzubauen, halte ich für sehr empfehlenswert. Jedoch die Transfersumme für Toni nicht. Sein Team halte ich auch für konkurrenzfähig. 
Und beim Bloch ist doch eins klar: Wenn ich Neves kaufen kann, einen großen Hoffnungsträger der Liga, dann halte ich ihn auch. Da gibts doch nix zu diskutieren. Dann verkaufe ich doch schnellstmöglich den dauerinvaliden Bastürk und noch ein paar Graupen und bilde ein gutes Team um Neves herum. Es ist doch so: Die finanzschwächeren Teams beschweren sich oft, dass sie von den großen Clubs überboten werden und deshalb keine Chancen haben. Das ist halt eben nicht immer so. Ich hätte es anders gemacht. Das war die Frage, und darauf habe ich Ihnen geantwortet. Abfällig finde ich daran nichts.

NG: Dass ich jetzt nochmal genauer auf Ihre Aussagen gegen Björn oder Jos eingegangen bin, ist keinesfalls negativ gemeint. Es hat mich nur überrascht, dass Sie in einem öffentlichen Interview über andere Trainerkollegen urteilen, das kommt nicht so oft vor. Deswegen meine Frage, wie das gemeint war. 
Aber Sie sagen, dass es nicht abfällig gemeint war dann ist das natürlich völlig in Ordnung, es kam bei mir nur so rüber.
So, nun wären wir fast am Ende des Interviews angelangt, stellt sich nur noch die Frage, wie schätzen Sie ihre Konkurrenz ein? Wer kann Ihnen auf dem Weg zur Titelverteidigung am ehesten gefährlich werden?

John Gates: Einen Satz möchte ich dazu noch sagen. 
Ich habe nur versucht, auf Ihre Frage zu antworten. Ein Patentrezept zur Zusammenstellung eines guten Kaders gibt es nicht. Ob Spieler einschlagen, weiss man nie. Entweder man hat Glück, oder eben nicht. Aber solche Transfers und Einkäufe, wie eben geschildert mit Neves, würde ich nicht machen. Nun zu ihrer Frage. 
Am ehesten natürlich Mourinho. Ich denke, Prof. Dr. Dagobert Duck kann auch noch eingreifen, er hat für mich einen mindestens genauso starken Kader wie Mourinho. Sehr ausgeglichen, ich bin auf die weitere Entwicklung seiner Mannschaft sehr gespannt. Es würde mich natürlich auch als Fanfreund sehr freuen, ihn wieder oben in der Tabelle zu sehen. 
Patrick hat aus meiner Sicht auch beste Chancen, oben mitzuspielen. Leider hängt er etwas zurück durch Sperren und Olympia etc. Das wird noch sehr spannend. 
Tobi hat auch ein starkes Team, jedoch traue ich ihm den Meistertitel diese Saison noch nicht zu.

NG: Jetzt noch eine letzte Frage am Rande zu Ihrem wohl schärfsten Konkurrenten, den Sie in unserem Gespräch jetzt auch häufiger erwähnt haben.
Zwischen Ihrem Verein und dem von Stefan Mourinho besteht ja allein schon wegen der geografischen Nähe eine gewisse Rivalität. Wie weit geht diese? Welches war bis jetzt das emotionalste Derby?

John Gates: Mourinho ist ein guter Manager. Er ist nicht unser Erzfeind, sondern unser Erzrivale. 
Er hat eine etwas andere Philosophie und ist meistens an anderen Spielern interessiert als wir. Das macht es so spannend. Wessen Wunschspieler sind besser? Er ist kritisch, aber immer korrekt im Umgang und nicht aggressiv, das schätze ich sehr an ihm. Ich gönne ihm daher auch jeden Erfolg und habe großen Respekt vor seiner Leistung. 
Die Rivalität verfolgt uns ständig, aber das ist nur positiv und befruchtet die Liga. 
Das emotionalste Spiel war ohne Frage das Supercup-Spiel. Hier ging es darum, wer der absolute King der Saison ist. Leider haben wir das Spiel verloren, was uns wirklich sehr geärgert hat. Aber in solchen Momenten muss man wieder aufstehen, sich neu motivieren. Das haben wir geschafft und konnten das Duell um den Ligapokal gegen ihn für uns entscheiden. 
Ich bin sicher: Wenn wir mit den Teams der vergangenen Saison gegeneinander angetreten wären, hätten wir den Supercup gewonnen. Aber egal. Das ist Vergangenheit. Wir freuen uns auf jedes weitere Duell mit Mourinho - die Bude ist immer rappelvoll, das ist absoluter Spitzenfußball. In den 90 Minuten wollen wir Mourinho schlagen und zeigen, dass wir besser sind. Manchmal klappts, manchmal nicht. 
Aber am Ende kann man sich die Hand reichen. So muss es sein. 

NG: Ja, so sollte es sein. Rivaltät in Ehren und Fairness auf und neben dem Platz! Alles klar, hiermit wären wir nun am Schluss unsres Interviews angekommen.
John, ich bedanke mich für das nette Interview und wünsche Ihnen für die Zukunft, dass alles so erfolgreich weiterläuft wie zu diesem Zeitpunkt der Saison.
Alles Gute, Dankeschön und auf Wiedersehen.

John Gates: Vielen Dank, schönen Abend noch. 

NG: Dankesehr.

Das Interview führte Patrick.

 

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